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„WEG DER PHILOSOPHEN“ ZEIT-RAUM-PLASTIK Papier Garn Holz Licht. 2011 140x130 Autor: Luisa Kuhn

„WEG DER PHILOSOPHEN“  ZEIT-RAUM-PLASTIK  Papier Garn Holz Licht.  2011 140x130 Autor: Luisa Kuhn

In eigener schöpferischer Tradition, erschafft Luisa Kuhn Objekte, die durch das einfache geometrische Vokabular und die technoiden Gestaltungsformen das Wesen der modernen Gesellschaft zu erfassen suchen.

Ihr vielseitiges Talent schafft die Grundlage zur künstlerischen Exprimation, der Sinn für klassische Musik schärft das Empfinden für Rhythmus und Harmonie und befähigt zur stundenlangen liebevollen Zuwendung dem zarten Gebilde aus Papier und Holz

Ihr neustes Werk ist einer jungen Generation von Akademikern mit Herz für die Menschheit gewidmet. Im Innern einer, die weltumspannende Bruderschaft des Geistes symbolisierenden Kugel, sprudelt eine Quelle des Wissens. Eine nach außen führende Rampe teilt sich in drei, was eine scheinbare Trennung zwischen den einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen veranschaulicht. Drei menschliche Gestalten reichen sich über dem Abgrund die Hände, bereit zum Abenteuer der Erkenntnis.

Das im dunklen Raum auf gehangene, mit Spotlights beleuchtete Objekt bietet ein fulminantes Schattenspiel, während es sich langsam um die eigene Achse dreht. Das Licht-Schatten-Schauspiel eröffnet dem Betrachter die 4. Dimension. Die Formen verschmelzen miteinander zu einem Gemisch aus dem Sinnlichen und Denkbaren, dem Allegorischen und dem Greifbaren zusammen.

 

    Franz Deckelberg

\"Träume...\" Raum-Zeit- Plastik eines vierdimensionalen Objektes Autor: Luisa Kuhn, Köln 2010

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Mit etwas Mühe vermag ein imaginäres flaches Wesen sich unsere dreidimensionale Welt als unendlich viele eigene, aufeinander gestapelte flache Welten vorstellen. Wir hingegen fühlen uns in der dritten Dimension heimisch, wären jedoch entsetzt zu erfahren, wie buchstäblich flach wir nach Maßstäben der vierten Dimension – der Zeit – beschaffen sind. Es bedarf einer gewissen künstlerischen Inspiration, um eine vierdimensionale Welt in drei Dimensionen anschaulich darzustellen – eine Welt, in der die Vergangenheit und Zukunft verschiedene Bestandteile eines räumlichen Konstrukts sind, welches wir, beschränkt auf die einzige uns zugängliche Ebene der Gegenwart nicht befähigt sind auf einmal wahrzunehmen. Dies ist jedoch nur eine der unzähligen Deutungsmöglichkeiten meines Werkes.

 

Die Faszination des Objektes setzt spätestens dann ein, wenn Tageslicht der Dämmerung weicht und ein verzauberndes Schattenspiel sich des gesamten in Licht und Schatten getauchten Raumes bemächtigt, eine Inspiration, die zusätzlich durch Musik vertieft werden könnte. Überall an den Wänden tauchen Konturen auf, die im Rhythmus eines graziösen, unerwarteten Tanzes eine unberechenbare fließende Metamorphose erfahren. Im Objekt erhalten die Kompositionen durch die Mischung von Beleuchtung und Drehung eine ständig sich verändernde Form.

Während der innere Blick des Betrachters von einer Vorstellung zur nächsten wandert, kommt Einem die platonische Auffassung der Wirklichkeit als einem trügerischen Schattentheater an den Wänden einer Höhle in den Sinn, ein Anderer wird an Dante erinnert, einem Dritten erscheint darin etwa ein Kampf zwischen dem rationalen und irrationalen Ansatz, das Ineinandergreifen der beiden und ihr machtvoller Einfluss auf die Geschicke der Menschheit – einer Handvoll mutiger Narren, die, gefangen im Wirbel der Emotionen und Begierden, verzweifelt um den Erhalt ihres künstlichen, vom Verstand geschaffenen Universums kämpfen, während der ewige Fluss der Gezeiten fortwährend und von allen Seiten an ihm nagt. Für den Vierten aber wird es sich dabei eher um Erinnerungen eines einzelnen Individuums handeln – um die Stationen der Kindheit voll riesenhafter Nichtigkeiten, die Plätze der Jugend mit scharfen Ecken der Verzweiflung und Inseln der Einsamkeit, die Geraden des ambitionierten Strebens eines Erwachsenen und runden Oasen der Ruhe und Geborgenheit eines Greises. Um einen  klaren, geometrisch perfekt gefassten Lebensplan, umschlungen von einer Spirale des Zufalls und Ungewissheit…

 

Das zylinderartige Objekt ist etwa 1,70 m hoch und 1,20 m im Durchmesser. Das von ihm erzeugte Schatten-Panorama erweitert seine Maße jedoch weit über das physikalisch Messbare hinaus. Ich würde es gerne in einem dunklen weißen Raum 1 x pro Minute rotierend aufgehängt sehen. Dabei käme einer durchdachten Beleuchtung die Aufgabe zu, für die faszinierende Schattenszenerie zu sorgen.

Das Werk zeigt sich als Symphonie zierlicher, geometrischer Feinheiten, elegant geschwungener Flächen, mit scharfen und runden Ecken.

 

Die Wahl des Materials – Papier – ist nicht zufällig. Kein anderer Stoff bringt die gleiche Ergiebigkeit hervor und gibt mir die Freiheit zu solcher Plastizität.

 

Franz Deckelberg

„Die Zeit ist unendlich“ ZEIT-RAUM-PLASTIK 105x65x70 Papier Garn Holz. 2011 Köln Autor: Luisa Kuhn

„Die Zeit ist unendlich“ ZEIT-RAUM-PLASTIK 105x65x70 Papier Garn Holz. 2011 Köln Autor: Luisa Kuhn

Alles Lebendige hat seine bestimmte Zeit/Begrenzung: aber die Zeit ist ewig!

Das Kunstwerk symbolisiert sowohl das geschenkte, begrenzte Leben, die Einzigartigkeit des Lebendigen, verkörpert durch den größten Teil der Komposition, dem Rechteck als auch die Unendlichkeit. Die halben, offenen Kreise sind gleichzeitig Zeit und Flügel in einem und doch ohne Anfang und Ende.

Die Struktur, die sich aus dem Zentrum der Komposition ausbreitet, bildet die Umgebung des Lebens, in der sich jeder seinen eigenen Weg suchen muss. Um einen Schritt weiter ins eigene Leben zu finden, müssen Türen geöffnet werden: ob nun körperlich oder geistig. Alle lassen sich öffnen, es braucht nur das Bedürfnis und den Mut.

Dr. Doris Wirth